Wir waren dabei…
Das Wildwasser – Saalach (A): Saalfelden – Paß Luftenstein 18km (Sa, 09.07.2005)

…wer jetzt vermutet, dass Österreich nichts weiter als Wildwasser zu bieten hat, der irrt gewaltig!

Zugegeben – einige von uns Mantinghäusern konnten es kaum erwarten sich auf die bevorstehende Wasserschlacht einzustimmen und beschlossen gleich am ersten Tag eine Tour auf der sagenumwobenen Saalach zu unternehmen. Doch wie der Begriff „Tour“ schon verdeutlicht handelte es sich sozusagen um eine Wanderfahrt mit teilweisem Steinkontakt.

Zuvor mussten wir jedoch den richtigen Einstieg finden, was bei drei verschiedenen Bächen nicht ganz so einfach erschien, zumal zwei der zur Verfügung stehenden Einstiegsmöglichkeiten ohne vorherige Kehrwasser geradewegs auf ganz fiese Walzen verwiesen. Diese schreckten selbst mich ab, da es ihnen an Ausläufen fehlte und eine sogar einen aufgeblasenen Fußball mit hinabzog.

Nachdem die Hürde der Einstiegssuche überwunden war konnte das Trainingsprogramm beginnen:

Kehrwasser anfahren! – doch wo waren sie!? Da hatten die Österreicher wohl am falschen Ende gespart…

Nach einiger Zeit konnten wir sie dann doch ausmachen; zunächst klein und unscheinbar wurden sie nach und nach größer – ermöglichten einigen von uns sogar das Kerzen.

Andere aus unserer Reihe hatten zuvor noch kein Wildwasser befahren und hatten etwas Respekt vor den Verschneidungszonen und kleinen Löchern. Das Können und das Bootsgefühl ließ jedoch nicht lange auf sich warten – Respekt.

Einige schöne Schwälle und eine(!) perfekte Welle machten das „Wanderfahren“ auf dem Wildwasserbach (WW1) später mehr als nur erträglich. Dies kann ich wohl behaupten, da ich der einzige war, der nicht von seinem Hintermann aus der perfekten Welle gekickt wurde. * fg *

Bevor wir nach der Tour wieder zum Camp führen schauten einige Interessierte noch in Lofer bei der Slalomstrecke vorbei, welche voll überzeugte und schnell als Trainingsziel in die Fahrtenplanung aufgenommen wurde.

Info: Kenterungen sollten auf dieser Strecke unbedingt vermieden werden. Dies könnte nämlich verhindern, dass man das letzte Kehrwasser vor den tödlichen 6er Stellen verpasst!!!

Am Abend machten wir uns auf, das Waldfest in Waidring zu suchen und fanden es auch nachdem wir das ganze Tal erkundet hatten… Cola, Bier, Pommes und halbe Hähnchen waren der Mühen Lohn.

Die Flut (So, 10.07.2005)

Über Nacht hatte es angefangen zu regnen. Soweit war das noch nichts besonderes – noch nicht.

Das Wetter verlangte nach sofortigem Handeln…was lag da näher als ein Besuch im Schwimmbad mit Wasserrutsche, Außenbecken und Rentnerschleuder?

Wir wussten es nicht besser und kamen diesem Vorschlag nach. Wir konnten doch nicht ahnen, dass wir all diese Dinge einen Tag später kostenlos direkt auf der Zeltwiese haben würden.

Die Flucht (Mo, 11.07.2005)

Der Montag brachte die Ernüchterung. Es hatte keine einzige Regenpause gegeben. Die Zeltwiese war mit Pfützen übersät und die Schuhe waren nach dem ersten Schritt neben diese bis oben voll mit diversen Wiesenkräutern, Schlamm und feinstem Regenwasser.

Den einzigen Vorteil, den diese Situation bot war der, dass man zum Spülen und zum Wasserholen nur das Wasser von unseren Tarps auffangen brauchte.

Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Auch die Tatsache, dass Roy schon über Nacht unsere Wasserreserven mit Hilfe seines Zeltes aufgefüllt hatte, wollte nicht wirklich zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen.

Wetterberichte, die von den Tirolern täglich auf Sonne gefälscht wurden(!), prophezeiten uns nun Regen für zwei weitere Tage…

Nun war es an der Zeit für eine organisatorische Glanzleistung. Handys liefen heiß, Außendienstmitarbeiter aus dem benachbarten Ausland (Deutschland) wurden kontaktiert und beauftragt die Sonne ausfindig zu machen.

Mit Erfolg: Die Sonne wurde gefunden. Pottenstein (zwischen Erlangen und Bayreuth), so hieß es, habe noch genug Sonne zum teilen.

Nachdem auch die letzten Stimmen verstummt waren, die „Aufgabe“ oder „Durchhalten“ forderten, ging der Spaß los. Eine Schlammschlacht ohne gleichen: Taschen wurden unter widrigsten Umständen gestopft und mit eiligst eingekauften Mülltüten wetterfest gemacht; wer seine trockene Kleidung aufsparen wollte, der griff auf Boxershorts und Neoschuhe zurück und erntete verwunderte Blicke aller Zuschauer.

Je nasser die Klamotten wurden, desto weniger hatte man zu verlieren. Pfützen machten wieder Spaß und wurden zur Hauptverkehrsstraße. Die Gedanken, an eine warme Dusche und der anschließenden Reise zur Sonne ließen sogar dem stärksten Pessimisten ein Lächeln auf das Gesicht kriechen.

Als es dem Ende der Schlammschlacht entgegen ging stellte sich das schwerste Problem:

Wie bekommt man einen Wohnwagen mit einem Gewicht von >1t über eine Seifenpiste, die alles knöcheltief versinken lässt?

Ganz einfach, man nehme:

ca. 20 durchgeknallte Paddler, die nicht mehr wissen, ob sie jemals trocken hinter den Ohren gewesen sind und gebe dem Anführer die Hoffnung auf eine Flasche Bier. ; )

Gemeinsam pflügten wir die Wiese um und verschwanden schnell unter die Dusche (mit Klamotten) und machten uns schnell aus dem Staub? – neeee Wasser.

Schnell bezahlen, noch eine Kleinigkeit essen und dann nichts wie weg in den sonnigen Norden.

Eine überspülte Straße machte die Flucht noch einmal richtig abenteuerlich.

Zurück in Deutschland räumte Schumi (Herr Schneider) gefolgt von Rubber Duck (das ist die Ente auf meinem Armaturenbrett) das Feld von hinten auf und fingen KOLONNENFÄHIGE Fahrzeuge ein um gemeinsam das Ziel zu erreichen.

Vereinzelte aber heftige Gewitter festigten unseren Entschluss den eingeschlagenen Kurs beizubehalten.

Und tatsächlich – die Sonne schien in Pottenstein!

Die erste Nacht (Di, 12.07.2005)

Regenschauer weckten uns am frühen Morgen. Hätten wir doch den Urlaub ganz abbrechen sollen? Nein! Da war sie wieder – die Sonne und mit ihr die Hoffnung auf Urlaub!

Schnell wurde ein Flussführer besorgt und die Gegend erkundet.

Wildwasser – Fehlanzeige:

Wiesent: Doos – Muggendorf 14km

Die Wiesent war nicht das, was viele von uns erhofft hatten. Viele unfahrbare Schwälle und Mühlen sowie die aufgestauten Wasserbecken ließen bei den Kurzbootfahrern und dem Superkurzbootfahrer nicht viel Freude aufkommen – zumal wir zum Ende der Fahrt noch einmal richtig Geschwindigkeit aufnehmen mussten um keinen Angelhaken in den Pelz zu bekommen…(Die Wiesent ist in einigen Monaten nur bis 17:00Uhr für den Bootsverkehr zu befahren – dann kommen die Angler.)

Bamberg – Die Rodeowelle(Mi, 13.07.2005)

Die Welle liegt in der Mitte der Altstadt und hat regen Publikumsverkehr.

Dadurch, dass die Welle sehr steil war eignete sie sich nur begrenzt zum Surfen, da sie mit enormer Wasserwucht versuchte einen herauszukerzen. Eine folgende Walze hielt zwar nicht, wenn man es nicht wollte, machte einigen jedoch die Rollversuche unmöglich oder erforderte erneute.

Zum Glück war nur die „Elite“ [ 😉 ] auf dem Bach. Diese musste jedoch sechs Kenterungen wegstecken, von denen die meisten auf das Konto eines Paddlers gingen: Freestyle Champion of the World ( Name von der Redaktion geändert).

Pegnitz: Neuhaus – Artelshofen 16km (Do, 14.07.2005)

Die Pegnitz machte ihrem Ruf als Wanderbach alle Ehre – Unfahrbare Wehre ließen uns häufiger wandern als paddeln … und laufend wären wir an den gepaddelten Stellen vielleicht auch schneller gewesen … aber wir sind Paddler!

Pottenstein (Fr,15.07.2005)

Was macht ein Paddler, wenn er aus dem Boot steigt? Richtig! Hinsetzen.

Hierzu hatten wir genügend Gelegenheit, nachdem wir in das Stadtzentrum von Pottenstein gewandert waren

Wir hatten zuvor Plätze in einer der zahlreichen Schänken fürs Abendessen reservieren lassen, welches echt super schmeckte. Allerdings scheint man in Pottenstein die Cola ohne Kohlensäure zu trinken – ekelige Sache…

Nach dem Essen verabschiedeten wir die „Delbrücker Gang“ und bedauerten deren Abreise schon nach kurzer Zeit. Gewitterwolken zogen auf und darauf waren wir nicht eingestellt gewesen. Kein Auto vor der Tür, keine Regenjacken und was viel schlimmer war: NICHT EIN EINZIGES BOOT IN SCHWIMMWEITE!!!

Doch Rettung war in Sicht: Zwei Bielefelder, die sich zufällig nach Pottenstein verklettert hatten und auf dem gleichen Campingplatz Zuflucht suchten wie wir, machten einen Shuttle-Service möglich.

„DANKE noch einmal für Eure Hilfe.“

Königswahl zu Forchheim (Sa, 16.07.2005)

Nur wenig Leut von den „Freunden des Wassers“ war es vergönnt die Königswahl zu Forchheim hautnah zu erleben. Die meisten hatten schon die Strapazen der Heimreise auf sich genommen und quälten ihre Gäule über die Kassler Berge und durch die unendlichen Weiten des Paderborner Landes.

Doch der harte Kern ließ es sich nicht nehmen den weltlichen Gelüsten auf dem mittelalterlichen Markte zu Forchheim zu frönen. Laugengebäck, Gerstensaft, tanzende Weiber, kämpfende Krieger,… alles war im Überfluss vorhanden. Doch die schüchterne Art des Ritter Schneider den Weibsbildern gegenüber ließ ihn in das Märchenzelt flüchten, wo er furchtlos gegen Drachen und Dämonen kämpfte.

Die Heimreise (So, 17.07.2005)

Nun machten wir uns auf den Weg die frohe Botschaft zu verkünden.

Forchheim hatte einen neuen König.

Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile…

Doch was die daheimgebliebenen Familien am meisten interessierte!?

Ihre müden Krieger waren alle gesund wieder heimgekehrt.

Ende

Zum Schluss noch eine Auflistung der Fahrten für alle Interessierten:
9.7. Saalach (A): Saalfelden – Paß Luftenstein 18km
12.7. Wiesent: Doos – Muggendorf 14km
13.7. Regnitz: Spielstelle Wehr Bamberg 1km bzw.4km
14.7. Pegnitz: Neuhaus – Artelshofen 16km
15.7. Wiesent: Muggendorf – Pretzfeld 13km

Bericht von G. Sievert